
Ganz oft sitze ich nach einer Sitzung mit einer Kundin einfach nur ruhig da, weil es mich immer wieder bewegt, wenn eine Frau sich entschieden hat, für sich zu gehen. Wenn sie
beginnt, all das zu hinterfragen, was sie so viele Jahre mitgetragen hat.
Ich erfahre aus dem Gespräch mit ihr, wie sehr sie sich bemüht hat, es irgendwie passend zu machen, für die Familie, für den Job. Oder für sich selbst, so gut es eben ging.
Wieviele Gründe sie gesammelt hat, um so weiterzumachen wie bisher und wie langsam die Kraft ausgeht.
Wenn diese Frau zu mir kommt, ist sie meistens an dem Punkt, wo „es reicht“ und wo sie sich selber nicht mehr verleugnen kann und will. Sie kommt mit einer Entschlossenheit, die nicht
mehr wegzudiskutieren ist und mit zitternden Knien, nervös und aufgeregt.
Eine meiner Kundinnen hat unsere Zusammenarbeit vor kurzem so beschrieben und ich finde, es bringt es genau auf den Punkt: „Auch bei nicht so schönen Momenten entstand kein Drama in mir,
sondern die Erkenntnis - jetzt ist der Moment, ich bin bereit mir das anzuschauen und zu fühlen.“
Meine Anerkennung gilt diesen Frauen. Denn sie betreten inneres Neuland, das sie noch nicht kennen. Sie lassen ein vertrautes Gerüst hinter sich, das ihnen über
lange Zeit Sicherheit gegeben hat.
Ich sehe, wie sie sich Schritt für Schritt auf den Weg machen. Ohne zu wissen, wohin genau es führt, aber mit der Gewissheit, dass sie sich dort selbst begegnen
werden.
Für diese Entschlossenheit, diese Aufrichtigkeit und diesen unbedingten Willen, sich selbst näher zu kommen, habe ich große Hochachtung.
Herzlichst,
Andrea