
Vor meiner Zeit als Seelencoach habe ich in einem kleinen Hotel an der Rezeption gearbeitet, sozusagen mitten im „Auge des Urlaubs“.
Ich war umgeben von Gästen, die endlich ausspannen wollten und dabei oft an ihre inneren Grenzen stießen.
Da waren Menschen, die fordernd waren, ungeduldig, manchmal sogar unhöflich.
Die Seele hat mich damals schon interessiert und ich fragte mich, was diese Gäste wohl innerlich mitbringen.
Welches „Gepäck“ haben sie dabei, das ihnen gerade in ihrer freien Zeit das Ankommen so schwer macht?
Auch heute begegnet mir das Thema bei manchen meiner Kundinnen, die sich von Urlaub zu Urlaub hangeln, um ihre Erschöpfung irgendwie auszugleichen. Die die Zeit zwischen den
Urlauben nur überstehen können, weil die nächsten freien Tage in naher Ferne winken.
Jetzt ist Sommerzeit und Urlaubszeit und ich lasse das „Wesen des Urlaubs“ zu Wort kommen, was es dir aus seiner Perspektive zu erzählen hat:

Vom Wesen des Urlaubs
Ich bin der Urlaub.
Ich weiß, dass du viel von mir erwartest.
Wenn du mich buchst, spüre ich schon den Druck.
„Endlich mal rauskommen.“
„Einfach abschalten.“
„Ich muss einfach mal wieder zu mir finden.“
Das verstehe ich. Ich bin ja auch dafür da, dich zu begleiten, wenn dein Alltag zu eng geworden ist.
Wenn du dich in deinen täglichen Pflichten verlierst und dich selbst nicht mehr spürst. Wenn du lachst und dich dabei leer fühlst.
Aber... ich bin kein Reparaturbetrieb, der in zehn Tagen wiederherstellen kann, was dir in den letzten Monaten gefehlt hat.
Ich kann auch keine Erschöpfung heilen, die du dauerhaft mit dir herumträgst.
Ich bin eher wie ein guter Freund, der dich einlädt, mal kurz die Schuhe auszuziehen, die Füße ins Wasser zu halten und dich zu fragen: „Na, wie geht’s dir wirklich?“
Ich mag es, wenn du langsam wirst mit mir.
Wenn du nicht versuchst, alle Gelegenheiten zu „nutzen“. Wenn du in den Tag hineinlebst, ohne ständig zu überlegen, ob das jetzt „genug“ ist.
Manchmal bin ich nichts weiter als ein einzelner Moment ohne müssen und sollen. Genau darin liegt meine Kraft.
Ein Kaffee auf einem sonnigen Balkon.
Ein Satz in einem Buch.
Ein Lächeln, das du dir selbst schenkst.
Ein Strandspaziergang.
Ich bin der Urlaub. Ich will nichts von dir und warte nicht auf dein perfektes Ich. Ich mag dich genau so, wie du jetzt bist ~ müde, vom Wind zerzaust und ein bisschen
überfordert.
Ich kann ein Ort sein, an dem du deine Fragen und Sehnsüchte wieder spürst, ein Wiederankommen bei dir.
Von Herzen,
dein Urlaub
Ich gebe dir abschließend gerne eine Frage mit:
Was, wenn nicht du erschöpft bist, sondern nur das lebst, was dich erschöpft?
Wenn dich diese Frage berührt, dann ist sie vielleicht ein guter Anfang für einen Alltag, der dir wieder Kraft schenkt und für einen Lebensrhythmus, der wirklich zu dir
passt.
Herzlichst,
Andrea